Aktien analysieren: Der Schnell-Check am Beispiel von Coca-Cola

Als Aktionär ist man ständig auf der Suche nach DER neuen Aktie. Auf dieser Suche begegnen einem hunderte Unternehmen. Direkt bei jedem die Geschäftsberichte, Quartalszahlen und Managementlebensläufe zu analysieren wäre schlichtweg ineffizient und in den meisten Fällen Zeitverschwendung.

Daher kann es nicht schaden, sich über ein paar Kriterien klar zu werden, die ein Unternehmen, das es in unser Portfolio schaffen möchte, mindestens erfüllen muss. Diese Kriterien müssen weich genug sein, um eine Auswahl zu gewährleisten und hart genug, damit die Auswahl exquisit bleibt. Welche Kennzahlen sollte eine Aktiengesellschaft vorweisen können, damit ich in sie investiere?

  1. KGV <16 (Sie soll nicht zu hoch bewertet sein!)
  2. Eigenkapitalquote >30% (Niedrige Verschuldung ist mir wichtig!)
  3. Eigenkapitalrendite >15% (Sie soll ihr Geld gewinnbringend anlegen!)
  4. Umsatzrendite >10% (Das Unternehmen soll Markt-/Preismacht haben!)
  5. Gesamtkapitalrendite >8% (Wie gewinnbringend arbeitet das gesamte Kapital?)
  6. Gewinnentwicklung positiv (Außer bei zyklischen Branchen)

Hat ein Unternehmen diesen Test weitestgehend bestanden, bin ich bereit mich näher mit ihm zu beschäftigen. Nur wie wende ich meinen Schnellcheck jetzt an?

Montagmorgen, ich höre von der Firma Coca-Cola:

“Coca-Cola ist ein kontinuierlich wachsendes, sehr profitables Unternehmen und gehört in jedes Portfolio.” – Börsenexperte Y auf n-tv

Was mache ich nun um diese Aussage zu kontrollieren? Ich schaue einfach in die Bilanz bzw. welche Kennzahlen ich möglichst schnell auftreiben kann, um zu schauen, ob Coca-Cola auch in mein Portfolio gehört.

www.ariva.de in den Browser getippt und auf Kennzahlen geklickt:

Bildschirmfoto 2016-09-13 um 18.11.13

Nun gehe ich Schritt für Schritt durch und schaue, ob mir die Zahlen gefallen:

  1. KGV weit über 20 –> Nicht erfüllt!
  2. Eigenkapitalquote historisch um die 30% –> Lasse ich gelten!
  3. Eigenkapitalrendite historisch zwischen 23 und 28% –> Klares “Ja!”
  4. Umsatzrendite immer über 15% –> Klares “Ja!”
  5. Gesamtkapitalrendite immer über 8% –> Klares “Ja!”
  6. Gewinne und Umsatz sind rückläufig –> Klares “Nicht erfüllt, aber warum?”

Wie bewerte ich das Ergebnis?

Es ist tatsächlich ein sehr profitables Unternehmen, das extrem interessant aussieht, aber leider zu teuer. Die Gewinn- und Umsatzentwicklung müsste man sich genauer anschauen, weil niedrigere Gewinne schließlich auch auf Investitionen zurückführbar sein können. Warum jedoch der Umsatz sinkt, das kann man sicher auch schnell herausfinden … Moment!

http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/coca-cola-kaempft-mit-umsatzrueckgang-gesundheitstrend-macht-cola-zu-schaffen/13474768.html

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/suesses-zieht-bei-coca-cola-nicht-mehr-a-1017784.html

Es scheint also einen Wandel bei den Kunden der Firma zu geben und Coca-Cola schwenkt bereits um. Wer könnte besser auf neue Kundenwünsche im Bereich Limonade eingehen als Coca-Cola? Die im zweiten Artikel unten aufgeführte Bio-Limo trinke ich selbst gern und wusste bis jetzt nicht, dass sie aus dem Hause Cola stammt. Mir gefällt das und ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl als Limonadenexperte.

Zusätzlich hilft einem die stattliche Dividende auch, falls der Umbruch ein wenig auf sich warten lässt. Ganze 3,3% Dividendenrendite schüttet Coca-Cola an seine Anteilseigner aus. Die Ausschüttungsquote von 66% sehe ich zwar nicht besonders gerne, jedoch ist das Branchenspezifisch vollkommen in Ordnung.

Was folgt nun aus dem Schnell-Check?

Coca-Cola kommt auf meine Liste! Ich warte ab, bis der Kurs fällt und schlage dann zu. Es ist ein kerngesundes Unternehmen, ein Dividendenaristokrat, hat einen Burggraben durch die starke Marke und geht den Wandel aktiv an. Nun muss ich nur noch überlegen, ab welchem Preis ich zuschlage.

Ein KGV von <16 ist, außer während einer Krise, wohl nicht zu erwarten, andererseits schwankt die Aktie ja auch während des Jahres um einige Prozentpunkte. Sollte eine Chance kommen und das Papier auf unter 40$ fallen, baue ich wohl eine kleine Position auf. Die Dividendenrendite beträgt dann fast 4%, es könnte einen auch schlechter treffen.

Jetzt habe ich also erstmal Zeit mich genauer mit der Firma auseinander zu setzen, mein Interesse ist geweckt!

Vielen Dank! Ich freue mich über Fragen, Kommentare und Anmerkungen!

 

P.S.: Für jeden, den es interessiert, hier die Checkliste als Bilddatei:
checklist-911840_1920_Fotorsdc_Fotorwef

Schreibe einen Kommentar

Menü schließen