Blogparade: “Wir machen uns alle nackig”

 

Stefan von Stefans Börsenblog widmet sich einem Thema, das mir ebenfalls sehr wichtig ist: Transparenz. Sicher, man muss es nicht zu weit treiben, aber ich finde einen offenen Umgang mit relevanten Informationen wichtig, wenn man seine Ideen im Bereich Geldanlage veröffentlicht. Es tummeln sich viele Aufschneider und Betrüger in dieser Szene und jeder möchte nur euer Bestes… euer Geld.

Ich persönlich fände es toll, wenn jeder Mick Knauff und Koko Petkov einen realistischen Einblick in seine Investments und Renditeentwicklungen gewähren würde. Neben Stefan ist da noch Kolja Baghorn von Aktien mit Kopf, der Transparenz stellenweise vehement einfordert: „put your money where your mouth is!“ (Den Podcast zu Ryan Air und den aktuellen zu Air Berlin kann ich an dieser Stelle sehr empfehlen!). 

Was wäre also besser geeignet, um für mehr Offenheit in dieser eher intransparenten Finanzwelt zu sorgen, als an einer Blogparade teilzunehmen, bei der sich andere Blogger und Investoren “nackig” machen? Interessant wird ein Renditevergleich eh erst über einen ganzen Wirtschaftszyklus hinweg und ich freue mich, dass mit dieser Aktion ein Grundstein dafür gelegt wird herauszufinden, welche Ideen sich über die Jahre hinweg als gut erweisen und wer nach dem ersten richtigen Bärenmarkt überhaupt noch dabei ist. Ich freue mich darauf 2020 und 2022 mit Stefan und den Anderen ein Resümee zu ziehen und zu sehen, welche Strategie bzw. welche einzelnen Entscheidungen die richtigen waren und wo man gnadenlos falsch lag. Aus Fehlern lernt man, daher ist es wichtig sich und seine Strategie immer wieder kritisch zu hinterfragen, um besser zu werden.

 

In diesem Beitrag möchte ich die Rendite meiner ersten Jahre als Aktionär betrachten und erörtern, warum sie sich wie entwickelt hat. Als Grundlage dient der von Stefan vorgeschlagene Zeitraum vom 25.08.2015 bis zum 18.08.2017.

 

Über Sinn und Unsinn der Renditebetrachtung kurzer Zeiträume

Da fast zwei Drittel meiner Investments in den letzten 12 Monaten getätigt wurden, macht es wohl kaum Sinn die Performance ernsthaft zu bewerten. Interessant wird es in 3-5 Jahren zu schauen, wie sich Distribution Now, freenet, Novo Nordisk, Chipotle, AOBC usw. entwickelt haben. Ich kaufe in der Regel dann, wenn Unternehmen in schwierigen Phasen stecken, was impliziert, dass es meist erst noch weiter nach unten geht. Dieses antizyklische Verhalten birgt meiner Meinung nach die größten Gewinnchancen, daher interessiert es mich auch nicht, wenn Unternehmen nach meinem Kauf weiter fallen, solange sich nichts an den Kriterien meines Kaufs geändert hat. Gäbe es beispielsweise bei Chipotle wiederholt Verstöße gegen Hygienerichtlinien und daraus resultierende schwerwiegende Erkrankungen, würde ich auch mit einem saftigen Verlust verkaufen, aber ich sehe bis auf eine noch etwas empfindliche öffentliche Wahrnehmung nichts, was die Wachstumsambitionen des Unternehmens nachhaltig beeinträchtigen könnte.

 

Für Januar bis Dezember 2016 lag mein interner Zinsfuß bei 17,26%, da meine Investitionen der letzten fünf Monate inzwischen jedoch etwa ein Drittel meines Portfolios ausmachen und sie sich in diesem Zeitraum größtenteils sehr negativ entwickelt haben, liege ich inzwischen bei sagenhaften 6,34%.

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Die 17% in 2016 erreichte ich, da meine antizyklischen Investitionen aus 2015 und 2016 aufgegangen sind. Allianz & BASF waren um 30% und 47% gestiegen, Hugo Boss um knapp 20%, mein ETF auf die russische Wirtschaft um 53% und mein ETF auf Unternehmen der europäischen Öl- und Gasindustrie immerhin um 33,53%. Selbst die in den vorangegangenen Jahren abgestraften Emerging Markets bescherten mir ein Wachstum von >14% und federten die -12%, die Novo Nordisk mir brachte, ab.

 

Von 17% Rendite fiel ich also auf 6%, aber wie kam es dazu?

 

Woher kommt dieser Renditeverlust?

Natürlich ist meine Rendite nicht von 17% auf 6% gefallen. Wir haben lediglich einen anderen Zeitabschnitt betrachtet. Dennoch ist der Zeitabschnitt, der die letzten Monate umfasst deutlich schlechter, als jeder Zeitabschnitt, der sie ignoriert.

 

Die Gründe? Nun, der Dollar hat gegenüber dem Euro stark abgewertet. Während man im Mai für einen Euro, einen Dollar und 8 Cent erhalten hat, so sind es heute ein Dollar und 19 Cent, was nach Adam Riese einen Wertverlust von rund 10% ausmacht. Außerdem ist Chipotle aufgrund mehrerer weiterer Skandale nochmals stark abgestürzt, was ich zum Nachkaufen nutzte. Auch meine Ölwerte NOV und DNOW sind um 15-30% gefallen, was sich bei einem Depotanteil von heute immer noch 16% stark auf die Gesamtperformance auswirkt. Gerade bei DNOW habe ich in den letzten 2 Monaten ordentlich nachgelegt und werde bei Gelegenheit auch nochmal nachkaufen.

 

Wie gesagt: Ich kaufe meist in schwierigen Situationen und zu Preisen, die ich als günstig einstufe. Ich kann mit allem falsch liegen, aber ich denke, dass ich in der Regel gute Argumente für meine Investments habe. Weitere Abstürze, wie aktuell bei DNOW, AOBC oder Chipotle interessieren mich nicht großartig. Entweder ich sitze sie aus oder nutze sie zum Nachkaufen, meine Perspektive bemisst sich schließlich nicht in Monaten, sondern in Jahren.

 

Die Aussagekraft solcher Renditespielchen

Am Ende hängt die Rendite häufig vom betrachteten Zeitraum ab. Schaut man sich die Wertsteigerung des Dax von Juni 1991 bis August 2014 an, so wird man unter Umständen ein vollkommen anderes Ergebnis erhalten, als beispielsweise von März 1992 bis Juni 2015. Ich verdeutliche das Ganze mal mit ein paar Zeiträumen aus meinem Depot:

 

Vom 01.01.2016 bis zum 31.12.2016 erzielte ich eine Rendite von 17% p.a.

Vom 25.08.2015 bis zum 18.08.2017 erzielte ich eine Rendite von 6% p.a.

Vom 28.08.2016 bis zum 28.08.2017 erzielte ich eine Rendite von 3% p.a.

Vom 28.08.2014 bis zum 28.08.2017 erzielte ich eine Rendite von 10% p.a.

 

Noch interessanter: in den letzten 120 Tagen entwickelte sich mein Depot wie folgt:

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In den letzten drei Monaten waren es sogar:

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Wie mache ich es in Zukunft?

Ich denke, dass ich bei Rückblicken zum jeweiligen Jahresende und seit Investitionsbeginn bleiben werde. Für dieses Jahr stehen bei mir bisher ca. -1% zu Buche und seit Investitionsbeginn rund +10% p.a. nach dem IZF-Verfahren. Mal schauen wie sich diese Zahlen verändern, wenn einige meiner Investmentideen aufgehen oder scheitern. Ich schätze mal, dass dann auch auf die Sicht von drei oder fünf Jahren die Rendite um viele Prozentpunkte schwanken wird.

 

Ich freue mich auf die kommenden Monate und Jahre und bin gespannt darauf, wo wir alle im Jahr 2022 stehen werden! Vielleicht werde ich in einer berliner Hipster-Kneipe mit Stefan und einem Banane-Kümmel-Estragon-Bier für inflationierte 25 D-Mark sitzen, um zu erörtern, warum wir so lange gebraucht haben, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass ein ETF auf den MSCI World und die Emerging Markets die bessere Entscheidung gewesen wäre. Das Risiko, dass es dazu kommt stufe ich als eher gering ein, aber wer weiß! 

 

Hier geht es zu dem Aufruf zur Blogparade von Stefan:

 

Zum Abschluss noch eine Buchempfehlung:

Linke & Rechte: Ein ideengeschichtlicher Kompass für die ideologischen Minenfelder der Neuzeit

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