Wie unser Rentensystem Altersarmut produziert (+Lösung)

Das deutsche Rentensystem verursacht Altersarmut, weil es ineffizient und nicht mehr zeitgemäß ist.

Zu Zeiten, in denen mehr Menschen geboren wurden als man für den Bevölkerungserhalt benötigte und sie nicht viel älter als 65 wurden, machte ein Umverteilungssystem noch ansatzweise Sinn. Diejenigen, die aktuell arbeiten finanzieren diejenigen, die bereits gearbeitet haben. Man könnte das sozial nennen.

Nun stehen wir schon seit einigen Jahrzehnten vor einem absehbaren demographischen Problem: Die Menschen werden älter und es gibt verhältnismäßig immer weniger, die in die Rentenkasse einzahlen. Diese demographische Veränderung lässt sich sehr schön als Lebensbaum darstellen:

lebensbaeume

Das bedeutet für die Anzahl der Arbeitnehmer, die einen Rentner finanzieren sollen konkret:

demografischer-wandel-deutschland

“Aber die Produktivität steigt doch! Das reicht schon!”

Häufig wird argumentiert, dass die Produktivität dazu führe, dass weniger Menschen mehr verdienen und damit auch mehr Rentner finanzieren können. Das ist Unsinn. Würden die Ansprüche nicht parallel steigen, könnte man das gelten lassen, aber sie steigen nun mal mit dem Wohlstand. Hätten wir heute alle dieselben Ansprüche wie 1930, wäre alles mit einer 5-Stunden-Woche finanzierbar, allerdings wollen wir inzwischen alle Zentralheizungen, Fernseher, Handys, evtl. ein Auto, jeden Tag Fleisch, Obst, Süßigkeiten, ab und an ins Kino, Urlaub, öfter zum Arzt, Kontaktlinsen, Fernseher vor dem Krankenhausbett, Netflix, Elektroautos und vieles mehr.

Das kann man verurteilen, es ist aber durchweg positiv zu betrachten! Überlegen Sie sich nur, die Welt wäre 1950 stehen geblieben. Kohlekraftwerke, die die Umwelt verschmutzen, ineffiziente Chemieprodukte, die Grundwasser und Flüsse zerstören, kein Farbfernsehen, keine Fitnessstudios und vor allem kein Internet. Steigende Ansprüche aufgrund steigender Produktivität bedeuten eben auch, dass wir uns Stück für Stück verbessern. Wer das verteufelt müsste mit Gewalt festlegen, in welcher Zeit er den Fortschritt gerne unterbinden möchte. Das damit zum Beispiel eine grüne, nachhaltige Energieversorgung, wie sie nur der Kapitalismus bereitstellen kann, unmöglich ist, sollte man dabei allerdings im Hinterkopf haben.

Also: Produktivitätsfortschritte sind gut, reichen aber nicht, um immer mehr Rentnern einen immer besseren Lebensstandard mit weniger Arbeitnehmern zu ermöglichen.

Warum nur Kapitalmärkte eine sichere Rente gewährleisten:

Was könnte also ein Weg sein, Menschen wirklich an der positiven Entwicklung, die immer mehr Innovationen mit sich bringt, partizipieren zu lassen? Entscheidend ist, dass möglichst viele Menschen im Laufe ihres Lebens vom Arbeitnehmer zum Unternehmer werden und das funktioniert am einfachsten über Unternehmensbeteiligungen. Die Menschen, die langsam aus dem Erwerbsleben aussteigen möchten, sollten in möglichst viele Unternehmen investiert haben, um von deren Gewinnen zu profitieren.

Aktuell ist jeder Rentner von der Wertschöpfung der hier in Deutschland arbeitenden Bevölkerung abhängig. Diversifizierung sieht anders aus! Rentner sind also momentan der wirtschaftlichen Entwicklung in ihrer Heimat auf Gedeih und Verderb ausgesetzt. Der Vorteil an Unternehmensbeteiligungen ist, dass man Miteigentümer global agierender Unternehmen sein kann. Wächst der chinesische Markt wächst auch die für die Rente erworbene Unternehmensbeteiligung, weil viele Firmen in China geschäftlich tätig sind.

Die historische Rendite an allen wesentlichen Kapitalmärkten bewegt sich zwischen 6,5 und 10% pro Jahr. Es gibt Produkte wie beispielsweise ETF, die ganze Märkte widerspiegeln. Das bedeutet, Arbeitnehmer können so an der Entwicklung der ganzen Welt teilhaben. Gibt es Bürgerkriege in Frankreich und Spanien, Stagnation in Deutschland und Armut in Amerika, können die Renten dennoch steigen, weil andere Länder wie Indien oder China sich weiterentwickeln. Sicherer kann eine Altersvorsorge nicht sein! Gehen wir von rund 7% Rendite im Jahr aus, von denen die eine Hälfte Dividenden, also ausgeschüttete Gewinne, und die andere Hälfte Kurssteigerungen sind. Ziehen wir nun 3% Inflation ab, landen wir bei rund 4% Rendite im Jahr.

Die Angst vor Kapitalmärkten verstehe ich grundsätzlich, allerdings sollte man sich fragen, wo sein Geld besser angelegt ist: in den staatlichen Rententöpfen, an denen Regierungen sich gerne mal bedienen, wenn Krisenzeiten drohen bzw. er in die Überschuldungs-Insolvenz stolpert oder in weltweit aufgestellten Unternehmen. Ich jedenfalls finde es deutlich sicherer in Google, Shell, Siemens, BMW, Amazon, Unilever, Henkel und hunderte andere solide wirtschaftende Unternehmen investiert zu sein. Ein Aktienmarkt verschwindet nicht, da es unmöglich ist, dass eine nennenswerte Zahl globaler Unternehmen gleichzeitig pleite geht. Es wird immer Cola getrunken, Kleber oder Schmiermittel gekauft und so weiter. Einzelne Firmen scheiden aus und andere kommen nach.

Ein breit gestreuter ETF enthält zwischen 500 und 2500 Unternehmen weltweit. Die Feinheiten von ETF können wir in diesem Artikel nicht klären (auch hier gibt es verschiedenste Produkte), jedoch sollte klar sein, was gemeint ist. Nur über Kapitalmärkte können sich Menschen im Alter von den Entwicklungen ihrer Heimat unabhängig machen.

Wieso auch eine Putzfrau wohlhabend sein könnte:

Ich gehe im Folgenden von absoluten Geringverdienern aus. Wir nehmen eine Person, die ihr ganzes Arbeitsleben lang den Mindestlohn verdient und auch alle Steuern zahlen muss, nur eben nicht in die Rentenkasse und auf die Gewinne aus ihrer Vorsorgetätigkeit.

8,50€*160Stunden im Monat macht 1360€ im Monat.

Doch diese 1360€ sind nicht das, was der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer zahlt. Vorher musste er nämlich bereits für seinen Angestellten Sozialabgaben abführen! Über 250€ entgehen also unserem Mindestlöhner. Davon fließen wiederum 127,16 € in die Rentenkasse. Der Arbeitnehmer selbst zahlt ebenfalls 127,16€ in die Rentenkasse. Inwiefern diese aufgespaltene Zahlung Sinn macht, wissen wohl nur die Götter und eine Handvoll Bürokraten.

Wer es selbst durchrechnen möchte: http://www.brutto-netto-rechner.info/gehalt/gehaltsrechner-arbeitgeber.php

Es werden also bei einem Mindestlöhner, der von 18-65 arbeitet und von diesen 47 Jahren 2 Jahre arbeitslos ist, monatlich 250€ in die Rentenkasse gesteckt. Hätten wir einen Staatsfond oder würde er das Geld selbst anlegen, sähe es wie folgt aus:

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Ich habe die Inflation hier bereits abgezogen (7% Rendite minus 3% Inflation) und eine langfristige Gehaltssteigerung von etwas mehr als 50% der jährlichen Teuerungsrate angenommen. 1,75% Gehaltssteigerung im Jahr im Durchschnitt bedeutet, statt 8,50€ im Folgejahr ca. 8,65€ pro Stunde. Das ist ein realer Verlust, aber wir möchten ja auch kein zu positives Ergebnis haben, sondern möglichst konservativ kalkulieren. Es kommen am Ende der Erwerbstätigkeit mit 65 Jahren knapp 500.000€ heraus. Eine stattliche Summe!

Zum Thema Mindestlohn muss ich noch sagen, dass man selbst bei Kaufland für´s Regale einräumen 10-11€ die Stunde bekommt, bei Aldi oder LIDL ebenfalls und zwar ungelernt. Bei 11€ Stundenlohn hätte man monatlich ca. 330€ Abzüge für die Rentenkasse und an seinem Lebensende rund 660.000€ investiertes Kapital. Wer das alles nachrechnen möchte, kann das auf http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php tun, von dort stammen auch die Screenshots.

Doch was würde das für die persönliche Rente bedeuten? Dafür bleiben wir weiter bei einem Mindestlohn-Empfänger und schauen uns einen Entnahmerechner an. Wir gehen davon aus, dass die rund 500.000€ investiert bleiben und Stück für Stück über 30 Jahre aufgezehrt werden. Wer davon ausgeht älter als 95 zu werden, kann dies gerne ebenfalls ausrechnen.

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Erlaubt man Menschen also selbstständig oder eben gezwungen über einen Staatsfond für die Rente zu sparen, könnte selbst ein Mindestlohnempfänger, also das schwächste Glied in unserer arbeitenden Gesellschaft, monatlich über 2300€ Rente erhalten. Das bedeutet, selbst mit 8,50€ stündlich kann man sich vor Altersarmut schützen!

Hört auf die Reichen!

Schaut man sich Talk-Sendungen über unser Rentensystem an, wird häufig darüber gesprochen, dass nur die Aktionäre und Investoren profitieren würden und “der kleine Mann” leer ausgeht.

ABER niemand hält “den kleinen Mann” davon ab, ebenfalls Investor zu werden! Das häufig genannte Argument, dass man zu wenig finanzielle Mittel hätte, ist schlichtweg Unsinn. Zum einen zahlt man ja, wie bereits gesehen, schon als Mindestlöhner über 250€ in ein finanzielles Absicherungssystem und zum anderen kann man ETF- und auch Aktiensparpläne schon ab 25€ monatlich abschließen, teilweise sogar kostenfrei. Das Geld ist also da, wie linke Politiker so gerne sagen, nur muss der Staat es für eine sinnvolle Vorsorge auch freigeben.

Jetzt meine Frage: Warum sind unsere Renten nicht an Kapitalmärkten angelegt, wenn Politiker und Journalisten doch ständig sagen, dass wieder nur die Aktionäre profitieren? Warum investieren wir nicht wie reiche Menschen, sondern machen es wie im Sozialismus und lassen gerade arbeitende Menschen für Menschen im Ruhestand zahlen, anstatt zu investieren und stattdessen das Geld für sie arbeiten zu lassen?

Vielleicht ist es, wie Bismarck damals plante, um die Bevölkerung in Abhängigkeit zu halten. Freie Bürger benötigen keinen starken Staat, doch der Staat möchte immer wachsen. Es klingt paradox: Wir wählen Politiker, um unsere Probleme zu lösen, aber würden sie unsere Probleme lösen, würden sie sich selbst arbeitslos machen. Daher sind Parteien und Politiker auch eher Lobbyverbände, die bestimmte Gruppen auf Kosten anderer übervorteilen und so Macht und Geld erhalten. Ein simples Beispiel für solche Vorgänge ist das Dezemberfieber: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/19046/dezemberfieber

Auf einem freien Markt würde sich die beste Altersvorsorge durchsetzen, aber wie sollen sich die besten Ideen zur Altersvorsorge durchsetzen, wenn denen, die sie am meisten benötigen über 15% ihres Gehalts unter Zwang entwendet werden, um es in die Rentenkasse zu stecken? Gerade die Ärmsten werden dazu gezwungen, über Jahrzehnte Geld in eine Kasse zu stecken, aus der sie am Ende doch nur Sozialhilfe erhalten werden. Dieses Problem wird nicht gelöst, wenn – wie linke Parteien aktuell wieder fordern -einfach die Beitragssätze weiter erhöht werden. Es verschärft die Armut, anstatt sie zu lösen.

Wie ließe sich ein Mischkonzept umsetzen?

Meine beispielhaften Modellrechnungen funktionieren nur, wenn der Staat einem für die Altersvorsorge keine Steine in den Weg legt. Es müsste z.B. sehr hohe Freibeträge auf Kapitaleinkünfte geben bzw. keine zusätzliche Gewinnbesteuerung.

Gehen wir also davon aus, dass der Staat die Menschen zwar nicht frei vorsorgen lassen möchte, aber zulässt, dass Geld investiert wird, statt umverteilt. Das ist immer noch Etatismus pur, aber dennoch ein schönes Wohlstandsprogramm für die gesamte Bevölkerung und ein Garant für wenig, bis keine Altersarmut.

Der Staat könnte um die Rendite zu verbessern und den Menschen ein sicheres Gefühl zu geben beispielsweise 3 Fonds auflegen.

1. Einen Fond mit 100% Aktien

  • Dieser Fond schwankt stärker, aber bringt historisch die stärkste Rendite
  • Für Menschen, die noch ein langes Berufsleben vor sich haben

2. Einen Fond mit 60% Aktien, 30% Staatsanleihen und 10% Rohstoffen

  • Dieser Fond schwankt weniger stark, da er durch Staatsanleihen und Rohstoffe stabilisiert wird, die Rendite schrumpft dafür ein wenig
  • Für Menschen, die im fortgeschrittenen Berufsleben sind und zum Beispiel noch 10 Jahre bis zur Rente haben

3. Einen Fond, der auf stabile Zinsen/Dividenden und wenig Schwankungen setzt

  • Die stabilen Zahlungen und niedrigen Schwankungen sind zwar nur bei niedrigerer Rendite möglich, jedoch erkauft man sich damit Ruhe im Alter
  • Für Menschen kurz vor bzw. während der Rente

Das sind schlicht und einfach Beispiele, wie man ein staatliches Rentensystem modernisieren und ohne Frage für die gesamte Bevölkerung besser machen könnte. Die 3 Fondvorschläge sind grundsätzliche Modelle, die eine Richtung vorgeben sollen, in die es gehen könnte.

Ich persönlich würde eine Abschaffung der Rentenbeitragszahlungspflicht sowie der Abgeltungssteuer fordern. Alternativ höhere Freibeträge von z.B. 30.000€ im Jahr und die staatliche Einsicht, dass auch jemand der ein Millionenvermögen besitzt, nicht geschröpft werden sollte, da man sich hier noch im Bereich der Alterssicherung und nicht des Reichtums befindet.

Ein Millionär könnte ein Kapitaleinkommen von 30.000 bis 70.000€ Euro im Jahr erzielen. Wenn das reich ist, dann weiß ich auch nicht mehr. Zumal er das Geld ja zurück ins System gibt indem er Miete zahlt, Lebensmittel, Autos und andere Produkte kauft.

Das Problem ist, dass der Mittelstand und selbst die Geringverdiener, wie wir gesehen haben, kaum eine Chance haben, Reichtum aufzubauen, weil er durch seine Steuer- und Zwangsabgabenlast systematisch davon abgehalten wird. Rechnen wir zum Schluss mal unser erstes Beispiel mit 25% Abgeltungssteuer durch:

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100.000€ Unterschied! Und was bedeutet das für seine selbst angesparte Rente?

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Knapp 500€ weniger Rente im Monat, obwohl er oder sie das ganze Leben lang den Mindestlohn verdient hat und nun wirklich nicht reich ist, sondern sich selbst ein wenig Wohlstand aufgebaut hat und niemandem zur Last fallen möchte.

Sozial ist das nicht!

Was ist dagegen die Rentenerwartung für einen Mindestlöhner im jetzigen Rentensystem? Sie ist unterhalb der Armutsgrenze, bzw. auf Sozialhilfeniveau! http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/rentenversicherung-euro-reichen-nur-fuer-mini-rente-1.2708653

Meine Zukunftsvision:

Ich hoffe, dass ich noch miterlebe, dass die Bürger in unserem Land von dem Zwang der “Sozial”-kassen befreit werden, damit jeder arbeitende Mensch die Möglichkeit hat sich Wohlstand aufzubauen. Vielleicht erlebe ich noch mit, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung erkennt, dass Staatseingriffe per Definition nicht sozial sein können und, dass eine Zwangs-Rentenkasse, die unreformierbar scheint, per Definition Wohlstand verhindert.

Eines Tages wird jemand in einer Talk-Show sagen: “Es ist unsozial, dass nur die Arbeitnehmerbeiträge zur Rentenversicherung steigen, die der Arbeitgeber aber nicht!”, und es wird nicht sein wie all die Jahre zuvor, dass es unwidersprochen im Raum stehen bleibt, sondern jemand wird antworten: “100% der Rentenversicherungsbeiträge stammen aus der Brieftasche des Arbeitgebers, ob sie davon 40%, 50% oder 100% Arbeitnehmeranteil nennen oder nicht, ist vollkommen egal. Ich hoffe ihr billiger Populismus bleibt auch in Zukunft nicht unbestraft. Sie verkaufen sich als sozialer Mensch, aber das Einzige, was Sie tun, ist das Ausspielen der Schwachen gegen die Starken. Sozial sind Sie, wenn Sie mit gutem Beispiel vorangehen und nicht, wenn sie Hass schüren und die produktiven Kräfte in der Gesellschaft dafür bestrafen, dass sie die Bedürfnisse anderer Menschen besonders erfolgreich befriedigen und ihren Lebensstandard heben!”

Ich hoffe, meine Artikel tragen einen Teil zu einer solchen Entwicklung bei und schließe mit einem Tipp von der Börsenlegende André Kostolany, damit keiner meiner Leser in der Altersarmut landet:

kostolany

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This Post Has 13 Comments

  1. Interessanter Beitrag, mit welchem Programm hast du die Berechnungen gemacht?

  2. Hallo Jasper, Deinen Blog finde ich klasse, aber beim Rententhema fehlt der Blick für den Gesamtzusammenhang. Alle nicht arbeitenden Mitglieder einer Gesellschaft (Kinder, Rentner, Privatiers und andere Erwerbslose) einer Gesellschaft leben schon ganz sachlogisch von dem, was die Arbeitenden in der Gesellschaft gerade an Gütern und Leistungen in der Periode (in der Summe BIP und mal vereinfachend Importe sowie Exporte gleich hoch) erzeugen. Anstatt dem Rentner seine Konsumleistungen (Konsum von Wohnraum, Essen etc.) direkt zur Verfügung zu stellen, bekommt er Geld überwiesen, während z.B. Kinder die Leistungen über Ihre Eltern direkt als Sachleistung erhalten. In der Kapitaldeckung ist es genauso: Alle Immobilien, Unternehmensbeteiligungen etc. haben nur dann einen Wert, wenn die aktuell “arbeitenden” Mitglieder einer Gesellschaft diesen Dingen einen Wert beimissen, diese überhaupt existieren (Insofern auch hier das Demographieproblem) und im Tausch dafür Ihre Arbeitsleistung anbieten. Insofern gibt es am Ende keinen wesentlichen Unterschied zwischen der “Kapitaldeckung” und “Umlagefinanzierung”. Die Umlagefinanzierung ist allerdings äußerst effizient und zudem sehr robust gegen jegliche Schocks (“Kriege”).

    In Dtl. könnte der Arbeitsmarkt bei sinkender Bevölkerung spannend werden. So könnte die Entlohnung von Arbeit durchaus zu im Vergleich zu Kapitaleinkommen überproportional steigen (aktuell der Fall: an die Löhne gekoppelte Renten stiegen um 4,5% im letzten Jahr, während kapitalgedeckte Renten (Versorgungswerke) etc.) sich schlechter entwickelt haben). Individuell gilt daher: Die beste Investition ist die in die eigene Arbeitskraft und Bildung. Zur individuellen Diversifikation sollte auch in Kapitalbeteiligungen investiert werden, falls sich Kapitaleinkommen wider erwarten besser entwickeln sollten.
    Gesamtwirtschaftlich ist es aber vollkommen egal. Es ist eine “gesellschaftliche” Entscheidung, wieviel man den nicht arbeitenden Mitgliedern einer Gesellschaft zukommen lassen möchte und keine “wirtschaftliche” Entscheidung. Einzig “psychologisch” mag es einen Unterschied machen, ob man gefühlt “für sich selbst” vorsorgt oder abstrakt Ansprüche an die nächste Generation erwirbt.

    http://www.statistiker-blog.de/archives/erlauterung-mackenroth-these/4946.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mackenroth-These

    1. Hey Felix,
      danke für das Kompliment und danke für deine Gegenmeinung!
      Aus meiner Sicht sind viele Dinge an diesem System grundlegend Falsch.
      1. Es ist nicht gerecht, mir etwas von meinem erarbeitetem Geld wegzunehmen und es jemand anderem zu überweisen. Ich habe persönlich keinen Einfluss darauf und werde enorm in meiner Freiheit eingeschränkt, wenn mir knapp ein Fünftel meines Gehalts fehlt. Das ist aus meiner Sicht Unrecht. Wie viel ich sparen/investieren/konsumieren möchte ist meine Entscheidung und ich akzeptiere nicht, dass eine Mehrheit nur weil sie die Mehrheit ist so über mein Leben entscheiden kann.
      2. Ab dem Moment, wo man einer übergeordneten Instanz, die gewählt werden möchte, die Macht darüber verleiht zu entscheiden, wer wie viel in die “gemeinsame” Rentenkasse zu zahlen hat, ist Lobbyismus Tür und Tor geöffnet. Die Zahl alter Menschen steigt und damit die Gefahr, dass Politiker für Wählerstimmen dazu tendieren die arbeitende Bevölkerung, für Wahlversprechen an die älteren, zu schröpfen. Ein großer Teil des Problems
      3. Eigenverantwortung wird so immer weiter abgeschafft. Ich weiß nichtmehr, ob ich es im Artikel verlinkt habe, aber es gibt ein tolles Zitat von Wilhelm Röpke, einem der Gründer der sozialen Marktwirtschaft, in dem er sich davor sorgt, dass der Staat so weit in das Leben der Menschen eingreifen möchte, dass er sie von der Wiege bis zur Barre in seiner Hand hat.

      Um auf deine Punkte einzugehen:
      1. Mit Aktien ist man global aufgestellt, was bedeutet, dass man Kapital in Wachstumsländer bringt, das diese dringend benötigen. Derjenige, der sein Leben lang geschafft hat, hat also die Möglichkeit von der arbeitenden Bevölkerung überall auf der Welt bezahlt zu werden, während der Rentner in einem Sozialsystem von der wirtschaftlichen Entwicklung dieses einen Landes abhängig ist.
      2. Angenommen, es wäre gleich: In dem einen System hast du die Macht, über die Verteilung, in der Hand von einer Gruppe, die gewählt werden will, in dem anderen in den Händen von Unternehmenseignern/Aktionären. Der Unterschied liegt darin, dass man niemandem die Macht über die eigene Alterssicherung geben muss und man niemanden durch Zwang dazu bringen muss, etwas von seinem Einkommen abzugeben. Man nimmt damit einen riesigen Konfliktherd aus dem Spiel.
      3. https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Mackenroth Er hat mit Statistik und Sozialwissenschaft gearbeitet, war sozialistisch gefärbt und hat unökonomisch argumentiert. Er hat recht, wenn man davon ausgeht, dass es keinen Unterschied gibt, wenn der Staat etwas umverteilt/spart/investiert oder ob es ein freier Bürger tut. Ich denke wir erkennen heute ohne einen weiteren Blick, dass das falsch ist.
      4. Es ist immer eine wirtschaftliche Entscheidung, wie viel man umverteilen möchte. Ich möchte beispielsweise nach dem Studium schnell aus diesem Land verschwinden, genau so wie Tausende andere Fachkräfte. Es ist kein psychologischer Unterschied, ob dir 10% oder 20% deines Einkommens jeden Monat fehlen. Die Entlohnung der Arbeit wird zunehmend international ausgehandelt. Niemand wird bei gleicher Leistung einem Deutschen 20% mehr zahlen, als einem Spanier oder Chinesen.
      Mir ist die Steuer- & Sozialabgabenbelastung hier zu hoch. Erhöht man beispielsweise die Rentenbeiträge auf 25% des möglichen Lohns, so ist es nicht psychologisch, dass mir als z.B. einfachem Arbeiter die Möglichkeit genommen wird ein Auto zu kaufen, selbst vorzusorgen etc.

      Es ist ein Unterschied wie zwischen Himmel und Hölle.
      Das eine ist freiwillig, bringt eine höhere Rendite, hat weniger Kosten (Bürokratie), ist global aufgestellt, ist nicht so willkürlich politisch beraubbar usw. .

      Was mich an dieser Stelle interessieren würde:
      Findest du Sozialismus nur im Rentensystem gut oder gibt es noch andere Lebensbereiche, in denen du ihn zumindest gleichwertig findest?
      Z.B. könnte man dann ja auch behaupten, dass es keinen Unterschied macht, ob 100.000 Wissenschaftler in verschiedenen Unternehmen an neuen Technologien forschen oder ob der Staat sie alle in einer staatlichen Gesellschaft unterbringt und sie dort zusammen forschen.

      Toll, was hier für Diskussionen zustande kommen! Danke dafür!!

  3. Ich stimme deinen Artikel über weite Strecken vollständig zu und möchte

    1) Du sagst dass im aktuellen Rentensystem die Arbeitenden für die Rentner zahlen. Stimmt schon, aber auch mit einer kapitalgedeckten Rente arbeiten die Arbeitenden für die Rentner. Das Geld wird nur an anderer Stelle abgezweigt. Theoretisch kann beides funktionieren, es kommt auf das Verhältnis von Gehältern und Eigentümer-Gewinnen an was für den Rentner besser ist.

    2) Findest du man sollte zwischen Vermögen und Altersvorsorge unterscheiden? Letztere könnte zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit oder bei Haftungsfällen vor Zugriff geschützt werden, wie es ja aktuell der Fall ist (im Prinzip der einzige Grund, der für private Rentenversicherungen spricht).

    1. Hey Tentor,

      freut mich! 🙂

      Zu 1.:
      Im einen Fall investiert man sein ganzes Leben lang global in Unternehmen und profitiert vom Zinseszins.
      Im anderen Fall ist man von den aktuellen Einkommen innerhalb einer Nation abhängig, inklusive aller demographischer Probleme innerhalb dieser Nation.

      Zu 2.:
      Ich möchte, dass es keinen Unterschied zwischen Vermögen und Altersvorsorge gibt. Ich möchte, dass der Staat das Privateigentum seiner Bürger anerkennt und sich nicht daran bedient. Wenn man schon Steuern und Abgaben zahlt, dann sollte der Staat auch mit diesem Geld auskommen und für Krisen vorsorgen, wenn er das nicht tut, fehlt für mich eine Argumentation dafür, das er sich an dem bereits versteuerten Vermögen seiner Bürger bedienen darf.

    2. Hallo lieber Jasper Quast! Tolle Seite, tolle Themen, weiter so! Hier meine Anmerkungen:

      Das Umlageverfahren der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ist einem Schneeballsystem nicht unähnlich, da es für seinen Fortbestand auf immer neue, nachwachsende Beitragszahler angewiesen ist. (Der Gesetzgeber bevorzugt dagegen den Begriff des „Generationenvertrages“). Bleiben frische Beitragszahlungen aus, implodiert das System. Die sog. Nachhaltigkeitsrücklage (was für ein wohlklingende Falschbezeichnung, Erklärung bei wikipedia) reicht nicht einmal aus, um für die nächsten beiden Monate die Rentenauszahlungen zu decken. Ein Ausstieg aus dem bisherigen System ohne Schmerzen ist also nicht möglich.

      Geregelt ist das System der DRV im Sozialgesetzbuch VI (SGB VI) in mehr als 300, teils sehr langen und schwer verständlichen §§ (SGB VI findet sich im Internet). Der normale Bürger versteht dieses komplexe System meist nicht oder nur in Ansätzen und verlässt sich bei seinem Urteil auf sog. Expertenmeinungen („Die Rente ist sicher“ oder „Die Rente ist unsicher“).

      Die Beitragsbelastung ist ganz erheblich. 18,7% vom Bruttolohn gehen derzeit an die DRV und zwar das ganze Erwerbsleben lang. Begründung: „Lieber Arbeitnehmer, Du bist klein und schwach und wenn ich Dir nicht zwangsweise das viele Geld abnehme, gibst Du es nur sinnfrei aus und Du wirst im Alter hungern müssen.“ Gut, aber was ist an dieser Stelle mit dem mündigen Bürger? Der Staat sollte doch nur so weit in die Rechte seiner Bürger eingreifen, wie es erforderlich ist, um den Bürger vor sich selbst zu schützen. Freiheit vor unverhältnismäßigen staatlichen Eingriffen ist ein Grundrecht.

      Jetzt der Hammer. Unser deutsches Rentenrecht kennt seit Ewigkeiten diesen Spannungsbogen zwischen Pflicht und Freiheit und hat ihn auch vorbildlich gelöst, wie ich finde. Allerdings nur für eine Berufsgruppe. Ich rede von der „Handwerkerversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung“. Selbständigen Handwerksmeistern traut das Gesetz nämlich zu, dass sie ihre Belange eigenverantwortlich regeln, jedenfalls dann, wenn sie für mindestens 18 Jahre (entspricht 216 Kalendermonaten) Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Dann können sie nämlich selbst entscheiden, ob sie weiterhin einzahlen oder ihr Schicksal ab diesem Zeitpunkt selbst in die Hand nehmen. (Rechtsgrundlage ist § 6 Absatz 1 Nummer 4 SGB VI).

      Und hier beginnt mein Traum: Nicht nur selbständige Handwerksmeister, sondern jeder Bürger sollte nach 18 Jahren Beitragszahlung frei entscheiden können, ob er der DRV anschließend treu bleibt oder nicht. Statt der Beitragszahlungen könnte der Bürger das Geld z. B. entsprechend den Vorschlägen von Gerd Kommer, Martin Weber oder Tim Schäfer anlegen. Hier schließt sich der Kreis zu den Berechnungen oben im Artikel.

  4. Ein schwacher Artikel mit Fehlern.

    Neben Kleinigkeiten (Fonds bitte mit s am Ende, sonst ist es Brühe) über fehlende Argumentation (warum reicht die Produktivitätssteigerung nicht für steigenden Wohlstand – Zahlen?) bis hin zur Kapitaldeckung als der Rentenweisheit letzter Schluss.

    Wenn die These stimmen würde, dass eine wachsende Rentnerzahl ein sinkendes Rentenniveau erzwingt, hätte im letzten Jahrhundert die Rente massiv reduziert werden müssen. Der Anteil der Rentner hat sich nämlich mehr als verdreifacht: von unter fünf Prozent im Jahre 1900 auf über 17 Prozent im Jahre 2000. Nach der heutigen Denkweise ein Albtraum. Zusätzlich hat sich der Jugendanteil mehr als halbiert. Und die Rente? Sie ist in den 100 Jahren von fast gar nichts auf einen im Schnitt recht guten Standard im Jahr 2000 angewachsen. Und das geschah völlig ohne Entbehrungen bei den Arbeitnehmern. Deren Wohlstand ist ebenfalls massiv gewachsen. Zusätzlich konnten sogar die notwendigen Arbeitszeiten drastisch reduziert werden.

    Beträgt der Produktivitätsfortschritt in den nächsten 50 Jahren durchschnittlich nur ein Prozent – und das ist eine sehr pessimistische Prognose für unsere Wettbewerbswirtschaft – so würden im Jahr 2060 in jeder Arbeitsstunde zwei Drittel mehr als heute hergestellt. Damit wäre ein Arbeitnehmer in der Lage, seinen Anteil für die gesetzliche Rente auf 20 Prozent zu verdoppeln und hätte trotzdem noch fast 50 Prozent mehr in der Tasche. Selbst ein absurd hoher Arbeitnehmer-Anteil von 30 Prozent für die Rente ließe ihm noch 28 Prozent mehr in seiner Tasche. Dazu käme dann noch der Arbeitgeberanteil, so dass die prognostizierte höhere Rentnerzahl sogar noch gut am Fortschritt teilnehmen könnte.

    Gruss

    Hans

  5. Ich glaube das nicht, dass sich diese Einsicht in D durchsetzen wird. Was zuverlässig wächst ist die Sozialindustrie. Man wird immer weiter am System feilen und neue Abgaben erfinden.
    Zahlen wir nicht an der Zapfsäule einen Beitrag zur Rentenkasse? Ökosteuer wurde das seinerzeit genannt. Und so wird es weitergehen.

    1. Das sehe ich leider ähnlich. Ja, Schröder wollte damit das Rentensystem stabilisieren, wenn ich mich recht erinnere. Das war sogar im Kanzlerduell Thema. Es ist ein Trauerspiel.

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